Page 52 - 75 JAHRE DR. PFLEGER - FESTSCHRIFT
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52 | 1960er Jahre
Spasmex – eine Erfolgsgeschichte
Spasmex – eine Erfolgsgeschichte
Ein Beitrag von Dr. Heinz Bertholdt
(Dr. R. Pfleger Chemische Fabrik GmbH, 1955 bis 1992) Dr. Heinz Bertholdt erhielt am 1.10.1955 seinen Ar- beitsvertrag als wissenschaftlicher Mitarbeiter aus den Händen von Herrn Professor Pfleger. Im Jahr 1965 übernahm er die Leitung der Forschungsabtei- lung. Im Frühjahr 1972 wurde Dr. Bertholdt zum Mit- glied der Geschäftsführung und des Stiftungsrates bestellt.
Dr. Robert Pfleger war ein sehr umsichtiger und sozialer Wissenschaftler, Forscher und Unterneh- mer. Mit Courage und Weitblick hat er das Unter- nehmen über Jahrzehnte entwickelt. Forschung hat ihn ebenso interessiert wie der wirtschaftliche Fortschritt und das Wohlergehen seiner Mitarbeiter.
Als ich ihn 1955 als junger Akademiker erstmals persönlich treffen durfte, trug er eine große Pa- pierrolle unter seinem Arm – das waren die Pläne für eine Produktionserweiterung. Die Firma war bis dato noch in einem Hochparterre eingemietet, gegenüber vom Bamberger Bahnhof. Innerhalb von 15 Jahren hat er aus einer kleinen Medikamen- tenproduktion eine renommierte Pharma-Fabrik und -Marke aufgebaut.
Dr. Heinz Bertholdt,
langjähriger Forschungsleiter Robert Pflegers
Er schickte mich 1960/61 nach Rom und stellte mich seinem Studienfreund und Nobelpreisträger, Professor Ernst Boris Chain, vor. Dort forschte und entwickelte ich an einem Wirkstoff, der unter dem Namen Trospiumchlorid das Präparat Spasmex begründete. Dieses Medikament hat den Harn- drang und die Harninkontinenz von Millionen von Menschen gelindert – für uns, Dr. Pfleger, war das ein großer wirtschaftlicher Erfolg, der uns neue Möglichkeiten eröffnete.
Das war das Besondere an Dr. Robert Pfleger, er hatte das Gespür dafür, Menschen zu motivieren und sie respektvoll in Verantwortung zu bringen. Das Wohl seiner Mitarbeiter war für ihn wahr- scheinlich das Wichtigste überhaupt.
Wenn ein neues Präparat auf den Markt gebracht wurde, erhielten die an der Entwicklung beteilig- ten Mitarbeiter und sogar die Doktoranden eine Umsatzbeteiligung – das war schon etwas Beson- deres. Er hat mir mal gesagt: „Ich verdanke allen meinen Mitarbeitern das, was wir heute sind.“
Diese Verbundenheit und Dankbarkeit haben sich dann auch in seinem Testament widergespiegelt. Er hat dem Verkauf und der Zerschlagung der Fir- ma vorgebeugt und sie verhindert, indem er eine Stiftung gründete, die den Fortbestand des Un- ternehmens sicherte.


































































































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