Page 55 - 75 JAHRE DR. PFLEGER - FESTSCHRIFT
P. 55

Bau und Inbetriebnahme des Zweigwerkes in Berlin
Eine weitere wichtige Entwicklung der 1960er Jahre sind Bau und Inbetriebnahme des Zweigwerkes in Berlin. Der Lageplan des zu bebauenden Grundstücks stammt vom 11. September 1963. Da- nach dürften die Baumaßnahmen begonnen haben. Das 5.635 Quadratmeter große Grundstück, das in Berlin-Zehlendorf in der Potsdamer Straße 18/19 liegt, gehört der Stadtgemeinde Berlin, von der es Pfleger kauft. Architekt des damals modernen Y-Neu- baus ist Hans-Ulrich Eggers, der sein Büro in Zehlendorf hat. Die Bauzeit ist relativ kurz.
Der „Fränkische Tag“ berichtet in einer Sonderausgabe mit dem Ti- tel „Wirtschaft am Eisernen Vorhang“ im April 1965, im Berliner Be- trieb werde „in diesen Tagen die Produktion aufgenommen“. Leiter des Berliner Zweigwerkes ist der Apotheker Weingärtner.
Mal eben ein Zweigwerk in Berlin aufzubauen, war natürlich nur möglich, weil das Geschäft in den 1960er Jahren floriert und der Umsatz weiter ansteigt. Es liegen zwar nicht für alle Jahre Zahlen vor, aber so viel lässt sich sagen: 1960 liegt der Jahresumsatz bei 2.576.690 DM, 1961 bei 3.127.762 DM. 1965 werden 8.610.832 DM erreicht, 1969 12.914.694 DM.
Politische Veränderungen wie das Ende der Adenauer-Ära 1963, die wenig glückliche Kanzlerschaft Ludwig Erhards (1963-1966), die erste Große Koalition unter Kurt Georg Kiesinger (1966-1969) und der Beginn der sozialliberalen Koalition unter Willy Brandt und Walter Scheel (1969) scheinen keine großen Auswirkungen auf Pfleger gehabt zu haben.
Zweigwerk in Berlin-Zehlendorf
1960erJahre |55 Die Geschäfte florieren
„Und jetzt kommt wieder so eine ty- pische Geschichte von Pfleger. Er kam dann eines Tages zu mir und hat ge- sagt: ‚Herr Bertholdt, ich möchte mit Ihnen etwas ganz im Vertrauen be- sprechen.‘ [...] Ja, er hat bereits einen Rohbau in Berlin mit einem Architek- ten zusammen fix und fertig stehen, aber da drin soll jetzt eine weitere Produktionsstätte für Pfleger entste- hen. ‚Und das nehmen Sie bitte in die Hand.‘ Und da hab‘ ich gedacht: Das hat mit Forschung jetzt nichts mehr zu tun. [...] Da war natürlich ein gewis- ser Ehrgeiz im Spiel, dem Chef jetzt zu zeigen, dass man auch einmal auf einem völlig anderen Gebiet tätig ist. [...] Er hat gesagt: ‚Von dem Bau weiß in Bamberg nur die Frau Hegler.‘ Das war die Sekretärin, sein Schwager, der Herr Krebs, der ‚Finanzminister‘ und ich. Und dann sagte er: ‚Ich sage Ih- nen auch warum. Ich möchte das in Bamberg an der Weihnachtsfeier [...] dann so quasi als Überraschung den Mitarbeitern in Bamberg präsentie- ren, dass wir einen Zweigbetrieb in Berlin haben.‘ Und das ist wirklich ab- solut dicht gehalten worden.“
Dr. Heinz Bertholdt über seine Rolle beim Aufbau des Berliner Werkes


































































































   53   54   55   56   57