Page 32 - OSG - QUALITÄTSREPORT 2020
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WISSENSCHAFT
 Die Gleitsichtbrille
im Auge
Rund 700.000 Kunstlinsen werden nach Angaben des Bundesverbands Medizin- technologie in Deutschland jährlich implantiert. Das entspricht 350.000 bis 400.000 Patienten, da oft beide Augen betroffen sind. Vor allem Patienten, die an einer Kata- rakt leiden, unterziehen sich eines solchen Eingriffs.
 Vor der Operation steht der Patient jedoch oft vor der Wahl zwischen einer Mono- oder einer Multifokallinse.
Die monofokale Linse erlaubt entweder ein scharfes Se- hen in der Ferne oder in der Nähe. Für den jeweils anderen Bereich benötigt der Patient eine Brille. Ein weitgehend brillenunabhängiges Sehen sowohl in der Ferne als auch in der Nähe verspricht die Multifokallinse. Sie ist aber oft mit einigen Einschränkungen verbunden, zum Beispiel mit störenden Lichthöfen (Halos) und beeinträchtigtes Dämme- rungssehen. Für Berufsgrup- pen wie Piloten oder Lkw-Fah- rer kommen Multifokallinsen daher nicht in Frage. Ist der Patient nachts oft mit dem Auto unterwegs, empfiehlt sich eine Monofokallinse mit mehr Tiefenschärfe als Zu- satzfunktion.
Die relativ neue Gleitsichtlin- se, die sogenannte EDoF-Linse hat eine erweiterte Tiefen- schärfe. Das bedeutet, die
Linse deckt die Ferne sowie den mittleren Bereich ab. Insbesondere für Menschen, die viel am Computer arbeiten oder beruflich viel mit dem Auto unterwegs sein müssen, eignet sich die EDoF-Linse. Zum Lesen wird aber oft noch eine Brille benötigt. Wünscht sich der Patient eine Bril- lenunabhängigkeit, so sollte eine trifokale Linse gewählt werden.
EDoF-Linsen helfen, am PC-Monitor brillenunabhängig zu sein und beim Autofahren den Tacho ohne Sehhilfe erkennen zu können. Es ist eine hervorragende Kompromisslösung.
Dr. med. Martina Bombelli-Huber, ärztliche Leitung OSG MVZ Friedrichshafen.
Welche Kunstlinse also in Frage kommt, sollten Pati- enten immer zusammen mit ihrem Arzt in Abhängigkeit von ihren jeweiligen Unter- suchungsergebnissen, ihren persönlichen Wünschen und
Lebensumständen klären. EDoF-Linsen eignen sich bei- spielsweise vor allem für jene, die in der Zwischendistanz schärfer sehen möchten. Zwar können die neuen Linsen nach dem Eingriff ein weitgehend brillenunabhängiges Leben ermöglichen, eine Lesebrille in leichter Stärke bleibt den- noch oft Begleiter.
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Über
90%
der zwischen 65- und 75-Jährigen in Deutschland erkranken am
GRAUEN STAR. Sie benötigen eine künstliche Linse.
FEHL-
SICHTIGKEIT
wird in Deutschland weiter zunehmen. Experten schätzen, dass die Hälfte
der Jugendlichen in der Ferne schlecht sieht.














































































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