Page 44 - 75 JAHRE DR. PFLEGER - FESTSCHRIFT
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44 | 1950er Jahre
Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen mit Beeinträchtigung
Bertholdt erinnert sich noch an einen Fall, der etwas anders gela- gert war: „Ich hatte da oben in meinem Dienstzimmer auch noch einen Mitarbeiter, der den Chemikalienverkauf in der damaligen Zeit gemacht hat und den haben wir oft, ich sag‘ mal, halb schla- fend am Arbeitsplatz angetroffen, alkoholbedingt. Er [Pfleger, A. D.] hätte solche Leute nie auf die Straße gesetzt. Dann ist er [der Mitarbeiter, A. D.] – nur weil er für das Labor ein gewisses Risi- ko gewesen ist – in eine andere Abteilung versetzt worden, wenn mich nicht alles täuscht, in die Buchhaltung, wo er halt keinen Schaden anrichten konnte. Das nur ein bisschen am Rande. Um den Pfleger in seiner Art ein bisschen zu portraitieren.“
Pflegers soziale Einstellung wirkt einerseits wie ein Kontrapunkt zur NS-Zeit, wo „unwertes Leben“ vernichtet wurde. Andererseits sollte man seine Einstellung nicht überinterpretieren. Nach Nor- bert Daul stellte sich der Sachverhalt wie folgt dar: „Der Mann [ Dr. Laubereau] war gut und wurde gebraucht. Und nach dem Krieg waren viele Leute behindert. Mehr als heute schätze ich. Ja, das war so gang und gäbe, dass einer im Rollstuhl rum ist oder mit Krücken oder sonstiges, wird, glaub‘ ich, heute verdrängt, oder das andere wird überbewertet.“
»Das ist vielleicht schon
ein Aspekt, den man bei Pfleger erwähnen muss. Das war ein außerordentlich sozial engagierter Chef.«
Dr. Heinz Bertholdt, September 2018


































































































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