Page 30 - 75 JAHRE DR. PFLEGER - FESTSCHRIFT

30 | 1945-1949
Die Anfangszeit der Bamberger Unternehmen
»Vom Gesetz n–icht betroffen.«
1946-1947
Erste freie Wahlen auf deutschem Boden seit 1933. Die Mehrzahl der Deutschen muss sich in Spruchkam- merverfahren der Entnazifizierung stellen. In den Nürnberger Haupt- kriegsverbrecherprozessen werden die ersten Urteile verkündet. Die Alliierten demontieren industrielle Anlagen und schicken diese in ihre Heimat. Im Extremwinter 1946/47 sterben in Deutschland viele tau- send Menschen an den Folgen von Hunger und Kälte.
Eine zwingende Voraussetzung, um in der amerikanischen Besat- zungszone als Unternehmer tätig sein zu können, ist das Durch- laufen eines Entnazifizierungsverfahrens. Zu diesem Zweck wird bei Robert Pfleger 1946/47 ein Spruchkammerverfahren durchge- führt.
Im Sommer 1947 wendet sich das Bayerische Staatsministerium für Sonderaufgaben an den Öffentlichen Kläger der Spruchkam- mer Bamberg und bittet darum, zu prüfen, ob Dr. Robert Pfleger, wohnhaft Kunigundendamm 10 in Bamberg und Gesellschafter bei der Firma Chemisch-Pharmazeutische Fabrik Bamberg oHG. „unter die Bestimmungen des Gesetzes zur Befreiung von Natio- nalsozialismus und Militarismus vom 5. März 1946“ falle.
Kein förmliches Spruchkammerverfahren
Da Robert Pfleger nicht belastet ist, begnügt sich die Spruchkam- mer mit dem Meldebogen, den Robert Pfleger bereits am 6. Mai 1946 ausgefüllt hat. Darin gibt Robert Pfleger wahrheitsgemäß an, weder der NSDAP noch der Allgemeinen SS, der Waffen-SS, der Gestapo, dem Sicherheitsdienst (SD) oder der SA angehört zu haben. Zudem war er nicht im NSKK (NS-Kraftfahr-Korps), NSFK (NS-Flieger-Korps), NS-Studentenbund und NS-Dozentenbund gewesen. Mitgliedschaften bestanden lediglich in der Deutschen Arbeitsfront, in der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt, im Reichsluftschutzbund und als Angehöriger eines Turnvereins im NS Reichsbund für Leibesübungen. Die Spruchkammer Bamberg- Stadt vermerkt: „Vom Gesetz nicht betroffen.“
Ein förmliches Spruchkammerverfahren wird nach dieser positiven Entnazifizierung nicht eröffnet. Ungewöhnlich ist, dass ein Unter- nehmer im Deutschland der 1940er Jahre so unbelastet ist wie Robert Pfleger.