Page 37 - 75 JAHRE DR. PFLEGER - FESTSCHRIFT

Tablettenpresse aus den 1950er Jahren
Er hat mir so ein kleines Gläschen hingestellt mit ei- nem intensiv grün gefärbten Produkt. Er hat es Fer- roverdin genannt. Und zwar hat er gesagt: Das ist ei- senhaltig. Und die Natur macht das ja nicht, weil sie lustig ist: Welche Bedeutung hat jetzt dieses? Das ist ein Pilz gewesen, der diesen Farbstoff produziert hat. Das würde ihn interessieren. Mehr weiß er also noch nicht. Na, ja, und da ist mir also zuerst ein bisschen das Herz in die Hosentasche gerutscht. Ich hab‘ ge- dacht: Wie lange hat es denn gedauert, bis man das Chlorophyll in seiner Struktur gekannt hat oder den Blutfarbstoff? Na ja, dann war aber die Struktur von diesem Farbstoff bekannt. Und den haben wir dann hier bei P eger synthetisiert. Und haben dann auch mit diesem Farbstoff experimentiert, weil Chain hat interessiert: Was kann denn dieses eisenhaltige Pro- dukt da in der Natur? Und ja, wir hatten eine phar- makologische Abteilung. Na dann haben wir also hier versucht, erst einmal an Mäusen oder Ratten, ob es giftig ist oder sonst etwas.
Und das Lustige war dann dabei, dass die Mäuse und die Ratten von der Schwanzspitze bis zur Schnauze quittengrün geworden sind. Und dann haben wir gesagt: Also, das ist mit Sicherheit kein Produkt für die Humanmedizin, wenn am Ende grüne Männchen durch die Gegend laufen! Aber wir haben dann, wie gesagt, in Bamberg den Stoff synthetisiert. Das ist publiziert worden. Das zeigt also nur auch wieder, dass P eger an der Chemie interessiert war, an Re- aktionsmechanismen oder: Warum macht die Natur das? Ohne gleich den Gedanken zu haben: Könnte das eine oder andere etwas für die Firma bringen?“
Die Anekdote zeigt, wie forschungsfreudig man in den 1950er Jahren bei P eger war. P eger war ein Vollblut-Unternehmer, dem jedoch die Forschung mindestens genauso wichtig war wie der Umsatz.
Mitarbeiterin in der Arzneimittelproduktion bei Dr. P eger
1950erJahre |37 Quittengrüne Mäuse